IMPULS
"Im Anfang war das Wort"
Biblische und philosophische Wurzeln
Die Vorstellung vom "Wort" als schöpferisches und offenbarendes Prinzip findet sich sowohl im jüdischen Denken als auch in der hellenistischen Philosophie.
Erst im Neuen Testament bekommt dieses Konzept eine christologische Prägung.
- Biblisch-jüdisch-urschöpferisch
Der erste Schöpfungsbericht im Buch Genesis beginnt mit den Worten: "Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht" (Gen 1,3). Hier ist das "Wort" Gottes die treibende Kraft der Schöpfung. Gott schafft die Welt durch sein Sprechen. Die Genesis betont die Macht und Autorität des göttlichen Wortes als Ursprung allen Seins. Im Judentum wird die Tora, das Gesetz Gottes, oft als göttliches Wort verstanden, das allen Menschen Weisung und Leben gibt.
• Hellenistisches Konzept des Logos
In der griechischen Philosophie, insbesondere bei den Stoikern, spielt der Begriff "Logos" eine zentrale Rolle. Logos (λόγος) bedeutet nicht nur "Wort" oder "Rede", sondern auch "Vernunft", "Sinn" oder "Weltvernunft". Für die Stoiker war der Logos ein universelles, göttliches Prinzip, das die Welt durchdringt, ordnet und lenkt. Es war die rationale Kraft, die dem Kosmos Struktur und Gesetzmäßigkeit verlieh. Philosophen wie Philo von Alexandrien, ein hellenistischer Jude, versuchte die biblische Offenbarung mit der griechischen Philosophie zu verbinden, indem er den biblischen Gott als Logos ("Schöpfungsmittler") wirken ließ.
• Johanneisches Konzept und neutestamentliche Logos-Theologie
Das Johannesevangelium beginnt mit dem berühmten Prolog: "Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alles ist durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist" (Joh 1,1-3). Johannes greift bewusst die Schöpfungserzählung des Alten Testaments auf und identifiziert das "Wort" (Logos) mit einer präexistenten göttlichen Person, die an der Schöpfung beteiligt war. Die johanneische Logos-Theologie verbindet das jüdische Verständnis des schöpferischen Wortes Gottes mit dem hellenistischen Logos-Konzept, geht aber weit darüber hinaus, indem sie den Logos als in Jesus Christus inkarniert (ins Fleisch kommend) offenbart.
Über die „weihnachtliche Botschaft“ des Johannes Evangeliums können sie an dieser Stelle in 3 Wochen mehr lesen.