Tagung Frühjahr 2013
Frühjahrstagung 2013 - 26.-28. April 2013 in Mühlenrahmede
1888 - Die unendliche Geschichte der adventistischen Reformation
Tagungsort:
Bergheim Mühlenrahmede,
Kalkofenweg 32
58750 Altena/Westfalen
1863 gegründet, hatten die Siebenten-Tags-Adventisten 1888 weltweit kaum mehr als 25.000 Mitglieder. So konnte auch die Generalkonferenz (Weltsynode) in dieser eher kleinen Kirche stattfinden. Doch wurde hier wegweisend der christozentrische Weg gegen gesetzliche Versuchungen beschritten.
"Die Bedeutung der Generalkonferenz von 1888 besteht darin, dass der adventistische Glaube erneut christlich getauft wurde." (George Knight, In Erwartung seines Kommens. Eine Kurzgeschichte der Siebenten-Tags-Adventiisten. Advent-Verlag, Lüneburg 1994: 86)
(Foto: Arthur W. Spalding, Origin and History of Seventh-day Adventists. Vol. 2. 1962: 290)
Hauptreferent: Prof. Gilbert M. Valentine, MA, PhD
(La Sierra University, Riverside, CA/USA)
Referate, Diskussionen, Gespräche, Begegnung ...
Programm
Bericht:
1888 - Die unendliche Geschichte der adventistischen Reformation
Die diesjährige Frühjahrstagung des AWA (Adventistischer Wissenschaftlicher Arbeitskreis e.V.) fand wieder einmal in Mühlenrahmende statt. Das schön gelegene Bergheim im Sauerland ist immer eine kleine Reise wert und wie immer haben wir die leckere Küche und Gastfreundschaft von Reinhard Fuchs genossen.
Zum 150. Jubiläum der Adventgemeinde war es dem AWA ein besonderes Anliegen, sich mit der Generalkonferenz von Minneapolis auseinanderzusetzen, welche als historischer Meilenstein in der theologischen Ausrichtung auf Christus gesehen wird.
Lothar Wilhelm, Pastor i.R. - zuletzt Vorsteher der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in NRW -, diente uns mit der Predigt, bei welcher er sich und uns die Frage stellte, welche Bedeutung die Lehre von der Rechtfertigung aus dem Glauben für das alltägliche Leben hat. Zunächst erörterte Wilhelm, dass der Mensch von Anbeginn der Schöpfung an auf Vertrauen hin angelegt ist. Der Mensch muss glauben, was ihm zum Baum des Lebens und vom Baum der Erkenntnis gesagt wird und er kann nur leben, wenn er glaubt und sich vertrauensvoll an Gott hält. Das Problem ist, dass wir zugleich von Misstrauen und Schuldgefühlen geplagt sind. Wir spüren, dass es uns nicht gelingt, in der vertrauensvollen Beziehung zu Gott zu bleiben, statt dessen versuchen wir, uns besser darzustellen als wir sind. Am Ende sind wir aber alle gleich: wir machen uns schuldig an uns selbst, am Nächsten und an Gott (Röm 2,23). Die Er-Lösung gelingt allein dadurch, dass Christus für uns eintritt, dass sich Gott uns vertrauensvoll zuwendet und wir das Geschenk der Freiheit erhalten oder wie es im 1Joh.3,1 formuliert ist: „Seht doch, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns schenkt! Denn wir dürfen uns nicht nur seine Kinder nennen, sondern wir sind es wirklich.“
Als Referent für den Nachmittag war Gilbert M. Valentine, Professor an der La Sierra University in Kalifornien eingeladen. Der gebürtige Neuseeländer ist ein ausgewiesener Kenner der Frühgeschichte der Siebenten-Tags-Adventisten. Zunächst machte Valtentine uns die besondere Bedeutung der Tagung von 1888 im Kontext der historischen Ereignisse deutlich. Die damaligen Adventisten in den USA befürchteten durch ein geplantes Sonntagsgesetz besonderen Schwierigkeiten ausgesetzt zu sein, auch die Annäherung der mächtigen Temperenzbewegung an die Evangelikalen, die die Sonntagsgesetzgebung befürworteten und eine mögliche Näherung der katholischen mit evangelischen Kirchen wurde mit Sorge betrachtet. Insgesamt herrschte eine Stimmung großer Naherwartung. In diese Stimmung traten die zwei jungen adventistischen Redakteure von Signs of the Times, A.T. Jones und E.J. Waggoner. Sie betonten die „Gerechtigkeit durch den Glauben“, obgleich dies gar nicht das zentrale Thema der Konferenz sein sollte.
Valentine sieht die Konferenz von 1888 damit als Paradigmenwechsel, weg vom gesetzlichen Adventismus hin zur einer christozentrischen Theologie. In dessen Folge führte die Konferenz zu drei reformatorischen Effekten: Es wurde beschlossen die theologische Professionalität der Prediger zu stärken. Die Gottheit Christi und die Dreieinigkeit Gottes wird betont, was Ellen G. White dazu bringt, das Buch: Das Leben Jesu zu verfassen. Außerdem wird der missionarische Fokus erweitert und nach 1890 auch die Mission an Nichtchristen geübt.
Problematisch sah Valentine die aktuelle Entwicklung: viele junge Adventisten besäßen danach keine Heilsgewissheit und 65% von ihnen fürchteten sich vor der Wiederkunft Christi. Stattdessen würde eine partielle Rückkehr zur Werksgerechtigkeit beobachtet, was zu einem Klima des Misstrauens führe. In Anlehnung an E.G. White empfahl Valentine mehr Gelassenheit im Umgang mit dem Andersdenkenden. Das Evangelium sollte nicht ausgrenzen, sondern vielmehr dazu dienen, alle Schwestern und Brüder herzlich und liebevoll zu begegnen.
Insgesamt haben wir eine wohltuende, stärkende und ermutigende Tagung des Lernens, der Gespräche und Begegnungen erlebt, die wir gerne in das Alltagsleben unserer Gemeinde mitnehmen.
(Thomas Bürger, Darmstadt)
(Zur Online-Ausgabe von adventisten heute)
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Gilbert M. Valentine Ausschnitt aus den Referaten von Gilbert M. Valentine
in: adventisten heute 10/ Oktober 2013 | | Lothar Wilhelm Ausschnitt aus der Predigt von
Lothar Wilhelm
in: adventisten heute 10/ Oktober 2013 |
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Werner Lange, Gilbert M. Valentine | | Gilbert M. Valentine, Klaus Schmitz | | Stefan Löbermann, Thomas Bürger |
(Fotos: pmb, wb)
(Foto: Bergheim Mühlenrahmede)
Bergheim Mühlenrahmede
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